Herzchen machen darf man bei Olympia. Was man nicht machen darf, ist sich politisch äußern. Das geht so weit, dass selbst der Gedanke des Olympischen Friedens offenbar ein unangenehmes Schaudern auf den Rücken der IOC-Mitglieder entstehen lässt.
Im Gedanken an eben jeden Frieden, der in der Antike die Olympischen Spiele möglich machte, ist 1894 das Internationale Olympische Komitee gegründet worden, um mit der Wiederbelebung der Spiele eine Chance zu nutzen, die Völker und Nationen der Welt einander näherzubringen, um nationale Egoismen zu überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beizutragen. Was läge da näher, als bei den Spielen im Jahr 2021 dem Gastgeberland Japan nicht nur ein paar Herzchen zukommen zu lassen, sondern gemeinsam mit einer Schweigeminute zum 76. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima eines der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu gedenken? Vielleicht sogar in dem Sinne, dass so etwas nicht noch einmal geschehe und Atomwaffen verschrottet gehören?
Das sehen IOC-Präsident Thomas Bach und seine Kollegen anders. Gedenken an die Opfer US-amerikanischer Bombenabwürfe ist eindeutig zu politisch für die Herren.
Zu beginn der Olympischen Spiele schworen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Olympischen Eid „Wir tun dies … um die Welt durch Sport zu einem besseren Ort zu machen“. Das hat 2021 schon mal nicht geklappt. Auch Dank des IOC.
Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.
Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.